am mittwoch, 13. dezember 2006, hatten wir unsere kleine MBU (mobile business unit) weihnachtsfeier:
"Der geheimnisvolle Holzlöffel - oder auf dem Weg zum Mittelalterlichen Gelage."
„Et hellije Kölle“, ein in früherer Zeit gängiger Name für Köln, für diese im Mittelalter reichste und größte Stadt im deutschen Raum. Natürlich meinte das „Heilig“ nicht die Bewohnerschaft, die nie heilig war, sondern den ungeheuren Reliquienbesitz in der Stadt. Eine Vorstellung von diesen früheren Zuständen bekommen wir bei dieser Veranstaltung, eine Kombination von Führung und Schlemmerei. Zunächst wird uns im Stadtmuseum mittelalterliches Leben in der Stadt deutlich vor Augen geführt, wir erfahren von mittelalterlichen Essgewohnheiten, bekommen auch einen typischen kurzstieligen Holzlöffel, den wir beim späteren Tafeln benutzen und den wir nicht wieder „abgeben müssen“.
Der anschließende Spaziergang zum Rheinufer führt dann vorbei am Dom, dem Rathaus und dem Altermarkt, wo das Viertel anschließt, das heutzutage den Eindruck der alten Stadt Köln am deutlichsten konserviert hat. Hier steht als gut erhaltenes Beispiel der historischen Bebauung das 1231 erstmals so benannte „Hus am Bootermaate“ (heute „Haxenhaus“), das Ziel unseres Spaziergangs.
Beim Eintreten in den extra nur für uns gebuchten Raum werden wir begrüßt von zwei „historischen“ Figuren - dem Knecht Wezel und der Magd Truitgin -, die uns auch während des Gelages bedienen und auf das Köstlichste unterhalten.
naja, wir wurden nur von der magd begrüßt und dass sie "truitgin" (wie man das auch immer aussprechen mag *g*) hieß, hab ich auch nicht mitbekommen. aber ich fand sie sehr nett und sie hat uns hochwissenschaftlich durch den abend geleitet.
das haxenhaus |
axel und ich *illuminati* |
die mobile-sekte... |
schick, oder? *g* |
bevor wir mit dem speisen beginnen konnten, musste sich jede frau einen "tischherren" suchen, der uns dann den ganzen abend bedienen sollte. das gefällt mir *g* und wir bekamen eine schickliche kopfbedeckung. essen durften wir nur mit dem holzlöffel, den wir vorhin im museum bekommen hatten. (netterweise bekamen wir auch ein messer *g*) oder eben mit der rechten hand. und NUR mit der rechten.
die magd truitgin |
ein irdener krug |
die magd truitgin hat uns gar interessante sachen gelehrt. wen das nicht interessiert, der soll sich einfach nur die fotos anschauen ;O)
"besteck": dieses wort kommt von beistecken, da man damals eben immer seinen löffel "beigesteckt" hatte. niemand hatte besteck bei sich zu hause für gäste, jeder nahm seinen löffel selbst mit und hatte den auch immer dabei.
das sprichwort "den löffel abgeben" kam daher, dass man früher immer seinen löffel bei sich trug und ihn nur abgeben musste, wenn man ins krankenhaus kam. und da die krankenhäuser damals nicht so toll waren und man meistens nicht mehr rauskam, heißt es deshalb "den löffel abgeben".
"blau machen": das kommt daher, dass die farbe blau damals sehr schwer zu färben war. das dauerte ca. 4 tage, deshalb fing man damit am freitag an, ließ den stoff samstag und sonntag ruhen und auch am montag konnte man noch nicht weiterarbeiten. und wenn man gefragt wurde, warum man an einem montag im gasthaus saß und wein soff, sagte man: "ich mache blau!" *g*
"einen denkzettel verpassen": mal schauen, ob ich mich daran noch erinnere. ich glaube, es war so, dass man damals die grenzen seiner felder durch eine art notar beglaubigen ließ. das kostete natürlich geld. wer sich das nicht leisten konnte, schritt seine grenzen mit seinem ältesten sohn ab und verpasste ihm an jeder ecke eine ohrfeige, damit er nur ja niemals vergaß, wo genau sich die grenzen befanden. und dieser "denkzettel" wurde ihm jedes jahr aufs neue verpasst.
"über den jordan gehen": das ist auch eine lustige geschichte. damals waren kreuzzüge ja sehr in. und um sich gegen feinde zu schützen, trug man nette kettenhemden. in der wüste wurden diese kettenhemden allerdings ziemlich heiß, bis zu 60 grad. klar, dass man darunter schwitzte wie sau, deshalb begann das metall zu rosten. was macht man gegen rost? man ölt das zeug. das billigste öl damals war fischöl. ihr könnt euch sicher vorstelln, wie diese typen gerochen haben mussten *naserümpf* in rom wusste man wegen diesem gestank schon mindestens 3 tage früher, wenn wieder jemand kam, um unruhe zu stiften ;O) ein paar dieser holden soldaten waren aber noch schlauer: um sich abzukühlen, haben sie sich einfach in den nächstbesten fluss geworfen. die meisten krepierten deshalb an einem hitzekollaps und sind "über den jordan gegangen".
"schwein gehabt": die winter waren damals ja besonders schlimm, da man ja nicht mal schnell zum supermarkt gehen konnte, wenn man nichts mehr an lebensmitteln zuhause hatte. gefriertruhen oder derartiges gab es auch nicht. und wer in schweren wintern trotzdem überlebte, der hatte "schwein gehabt" und einfach sein schwein geschlachtet.
Dämonen: früher erklärte man sich alles schlimme ja gerne mit dämonen und so zeugs. deshalb durfte man auch seinen löffel niemals so hinlegen, wie wir ihn heute auf den tisch legen würden, sondern immer umgekehrt. sonst könnte sich ja ein dämon draufsetzen und wir würden ihn mitessen und wären besessen *g*. und wisst ihr, warum auf kirchtürmen - notre dame is ja das beste beispiel - dämonenartige statuen draufsitzen? man hat sich damals eine höhe ausgerechnet, in der sich die dämonen aufhalten. und man hat sich gedacht, wenn man denen zeigt, dass ein haus schon von dämonen besessen ist, nämlich von diesen statuen, dann kommen keine mehr, um die kirche zu behelligen *g* tja... ach ja und beim gähnen hält man sich die hand vor, damit keine dämonen in den mund fliegen. schon interessant, oder? ;O)
Kölle alaaf! (Köln über alles)
johanna und robert | axel und ich |
und am ende: lustiges personenraten...
also dann: illuminati! oder ad absurdum! ähh... nein, das wars auch nicht. al aaf! (alles hinunter). wissenschaftlich gesehen würde das "ad fundum" heißen (bis zum grund aussaufen) oder "bibite ex" (trink aus!). ich bleibe glaub ich besser bei prost ;O)